Jizchak Katzenelson wurde am 21. Juli 1886 in Korelitz (Weißrussland) geboren, als Spross einer Dynastie von Rabbinern und Hebräisch-Gelehrten. Sein Vater, Jaakow Benjamin Katzenelson, promovierte als Rabbi an dem berühmten Seminar von Volozhin. Er weckte in seinem Sohn die Liebe für sein Volk. Auch die Mutter, Hinda Davidson, entstammte einer Rabbiner-Familie.
Schon früh zeigten sich bei Jizchak literarische und pädagogische Fähigkeiten. Mit zwölf Jahren schrieb er sein erstes Stück, Dreyfuß und Esterhazy. Ab 1907 veröffentlichte er mehrere Gedichtbände (z.T. mit mehreren Auflagen), die sich besonders auch als Lektüre für Kinder eigneten. Katzenelson gilt als Begründer des neuhebräischen Dramas. Ab 1911 entstanden Theaterstücke in Hebräisch und Jiddisch u.a. Anu chajim umetim (Wir leben und wir sterben). Es war das erste hebräische Stück der Habima, des Jüdischen Theaters in Moskau, das in den zwanziger Jahren Gastspielreisen in Europa und Amerika unternahm.
Katzenelson hat Teile des Werkes von Heinrich Heine ins Hebräische übersetzt.
Anfang der zwanziger Jahre heiratete Katzenelson. Von seiner Frau Chana ist weder Geburtsname noch -datum bekannt. Von den drei Söhnen kennen wir nur die Geburtsjahre: Zwi, 1925; Ben Zion 1928; Benjamin 1931.
1937/38 wurde Katzenelsons poetischer Ertrag (drei Bände) durch die „Liebhaber der Dichtkunst“ in Lodz veröffentlicht. Der Dichter spürt schon die drohenden Gefahren:
Nach 27 Jahren bin ich mit einem Buch meiner Gedichte wieder da, derselbe alte Sänger mit seiner Konzertina! (…)Das Mittelalter mit den Tagen der Schmähung und des Fluchs steht uns wieder bevor. Ein Mittelalter, schwermütiger und finsterer, ist zurückgekehrt, um das Tal der Tränen zu verdunkeln. Der Heilige, gesegnet sei Er, wird mich fragen: Warum dieser Jubel? Meine Söhne ertrinken im Meer und Du maßt dir an zu singen! Warum dieses Lied? – Weil mein Volk gerne singt! Sie singen noch, wenn sie sterben. Wir singen, wenn wir in den Tod gehen, wir singen, wenn wir zum Schafott geführt werden. Wir singen, wenn wir in Blut, Feuer und Rauchsäulen aufsteigen. Wir singen aus der tiefsten Tiefe, in die wir hineingeschleudert worden sind.
Katzenelson leitete in Lodz eine Schule, die er auch gegründet hatte. Er gehörte zu den angesehenen Bürgern der Stadt. Am 8. Sept. 1939 wurde die Stadt von deutschen Truppen überrannt. Katzenelson tauchte unter und erlebte den Terror der Deutschen. Ende November floh er nach Warschau. Nach einigen Wochen traf er dort wieder mit seiner Familie zusammen.
Am 14. August 1942 werden seine Frau und seine Söhne Ben Zion und Benjamin nach Treblinka deportiert. Katzenelson und sein ältester Sohn Zwi werden während des Ghetto-Aufstandes (19.4.-16.5.43) herausgeschleust. Sie bekommen honduranische Pässe und werden mit sechzig anderen Juden ins Internierungslager Vittel (Vogesen) transportiert. Vom 22.Mai-16.Sept.43 schreibt Katzenelson seine Aufzeichnungen. Anschließend, vom 3. Oktober 1943 bis 18. Januar 1944, entsteht sein Poem dos lid funm ojsgehargetn jidischen folk, mit dem er seinem ausgemordeten Volk ein Denkmal gesetzt hat.
Literatur
- Jüdisches Lexikon, Band III, Berlin 1927
- Encyclopaedia Judaica, Band 10, o.J. (englisch)
- Jizchak Katzenelson: „Oh, mein Volk! Mein Volk…“ – Aufzeichnungen aus dem Internierungslager Vittel, 1999, Metropol Verlag Berlin, ISBN: 3-936411-12-3
- Christina Pareigis: „trogt zikh a gezang…“ – Jiddische Liedlyrik aus den Jahren 1939-1945: Kadye Molodowsky, Yitzhak Katzenelson, Mordechaj Gebirtig. Dölling und Galitz Verlag München Hamburg 2003