Havka Folman Raban:
Sie leben noch immer mit mir
Leben im Schatten der Shoah
Mit einem Vorwort von Arno Lustiger, Frankfurt
Herausgegeben und übersetzt von Helmut Homfeld
in Zusammenarbeit mit Oskar Bentzien
Dieses Buchprojekt wurde finanziell vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur in Schleswig-Holstein gefördert.
Die Autorin Havka Folman Raban, geboren 1924, gehörte zu einer Gruppe junger Juden in Warschau, die sich zu Widerstand entschlossen hatten. Durch ihre Brüder, die im Widerstand fielen, wurde sie Mitglied der „Dror“ (Freiheit)-Jugendbewegung. Im „Untergrund-Gymnasium“ des Warschauer Ghettos war auch sie Schülerin Katzenelsons, der sich 1943 in seinen Aufzeichnungen an seine Schülerin erinnert.
Schon als 17Jährige half sie als Kurierin, unter angenommener polnischer Identität, die Verbindungen zwischen den Zweigstellen der „Dror“-Bewegung in den Ghettos Polens aufrecht zu erhalten. Im Dezember 1942 wurde sie in Krakau von der Gestapo verhaftet. Als „polnische Banditin“ wurde sie nach Auschwitz gebracht. Die KZ-Nummer 32291 ist auf ihrem Unterarm eintätowiert.
Havka Folman Rabans Bericht zeichnet sich durch eine große Offenheit aus. Die Kapitel, die von der Zeit nach der Shoah berichten, lassen die „Verletzungen“ der Überlebenden erkennen. Nach der Befreiung kehrt sie noch 1945 wieder nach Polen zurück.
Später baut sie in Israel zusammen mit anderen den Kibbuz der Ghetto-Überlebenden, West Galiläa, auf. Dort wird die Erinnerung an die Ghetto-Kämpfer und besonders an Jizchak Katzenelson wachgehalten. Sie gründet eine Familie und arbeitet viele Jahre lang erzieherisch. Noch heute wirkt sie als Beraterin und Lehrerin im Studiencenter von Lochamei Haghetaot, das von den Gründern eingerichtet wurde.
Die Autorin beschreibt auch ihre Reisen nach Polen mit jungen israelischen Schülern. Sie erzählt die Geschichte ihres Lebens und beschreibt, was ihr wesentlich bleibt: Ihr Zuhause, ihre Kindheit, ihre jugendlichen Lieben, ihre Familie und ihre Freunde, die im Widerstand kämpften, sich wehrten und die Shoah nicht überlebten.
Noch immer aktiv, vermittelt Havka Folman Raban die Lehren aus der Shoah an jene, die daraus lernen wollen. Das Wichtigste ist ihr die Erhaltung der menschlichen Würde. Sie schreibt:
„Ich will nicht, dass irgend etwas Ähnliches irgendwo wieder geschieht.“
Der Herausgeber lernte die Autorin im März 2000 in Israel in Beit Lochamei Haghetaot (Kibbuz der Ghetto-Überlebenden) persönlich kennen. Deshalb ist es ihm wichtig, dass dieses Buch gegen das Vergessen und gegen den Hass, das 1997 in Iwrit, 2000 in Polnisch und 2001 in Englisch veröffentlicht wurde, nun auch in deutscher Sprache erscheinen konnte.