Ich freue mich mit Ihnen, dass Ihr Projekt so gelungen ist und hoffe, dass diese wichtige Arbeit Früchte trägt.
Dem Verlag kann man bestätigen, dass ihm ein Buch in einer Ausstattung gelungen ist, die heutzutage schon selten zu werden droht.
Ihnen gebührt eine Anerkennung für so Lebensnotwendiges Tun, der sich zergliedernde Worte eigentlich entziehen. Allein für den „Botendienst“, die Bewahrung dieser Dokumente für den deutschen Sprachraum möchte ich Ihnen danken.
Dieses ist ein Dokument, das intensiver als viele andere zeigt, was die wirkliche innere Antwort der Geschundenen gegen ihre Verbrecher und eben gegen unser ganzes Volk war.
Ich jedenfalls mache mir immer wieder klar, wie ernst und aus dem Innersten Gebet vor Gott heraus der Segen gesagt und empfangen werden muss, wenn ich mir immer bewusst gemacht habe, wie viele Verfluchungen von wohl allen den sechs Millionen vertriebenen, geschändeten, missachteten, misshandelten und schließlich, ja vergasten Menschen über unser Volk zu Gott geschrieen worden sind.
Dieses Buch ist eine sehr wertvolle Ergänzung zu Katzenelsons „lid funm ojsgehargetn jidischen folk“ und ermöglicht tieferes Verständnis, in jeder Hinsicht!
Ein Problem ist, dass das Buch ein Buch des Hasses ist. Dieser Hass von Katzenelson ist nach seinen traumatischen Erlebnissen, seinem Schmerz durchaus nachfühlbar, verständlich. Dennoch berührt es unangenehm, wenn nicht nur ständig von der ‚Mördernation‘ Deutschland, sondern auch von den ‚Mördernationen‘ der Ukrainer und der Litauer die Rede ist. Vor allem aber frage ich mich, ob diese undifferenzierte hasserfüllte Sicht dem heutigen Leser etwas sagen kann. Dasselbe trifft zu, wenn Katzenelson wiederum voller Hass gegen die Bundisten polemisiert, als diejenigen, die im Grunde am Holocaust Schuld tragen, weil sie die Juden ihrer Tradition und damit ihrer Stärke beraubt haben. Auch das ist eine höchst problematische, einseitige und undifferenzierte Sicht. Diese Haltung Katzenelsons dürfte für den heutigen, kritischen, aber doch auf Verstehen und Verständigung zielenden Dialog zwischen Juden und Nichtjuden, zwischen Menschen überhaupt, wenig hilfreich sein. Eher im Gegenteil. Hier trägt aber doch ein Herausgeber eine große Verantwortung.
Dies ist keine leichte Kost. Es ist das Grauenhafte, welches jedes Vorstellungsvermögen immer wieder von neuem übersteigt, es ist aber auch die Tatsache, dass man dieses Buch ja als Deutscher liest. Ihnen muss man für die Mühe danken, die Sie in dieses Werk gesteckt haben. Vielleicht ist „Mühe“ auch nicht der richtige Ausdruck, denn Sie schreiben ja auch, dass Sie sich dieser Arbeit unterzogen haben, obwohl es Ihnen als Deutscher offenbar nicht leicht gefallen ist. Insofern war es sicherlich mehr als „Mühe“. Nochmals vielen Dank für die Möglichkeit das Buch kennen lernen zu dürfen.
Grußwort zur Buch-Präsentation im Dr. Bamberger-Haus, Rendsburg, am 17. Mai 1999:
Helmut Homfeld hat sich vom ersten Wort angeredet gefühlt – und es ist zu spüren, wie sehr das Gespräch, dieser innere Dialog mit Katzenelson ihn in seiner eigenen Biographie berührt. Helmut Homfeld war – seit er mit den Übersetzungsarbeiten begonnen hat – innerlich beteiligt und hat insofern Katzenelsons Worte nicht nur übersetzt. Er hat sich hinein-versetzt, in die ganze Person, hat (so würde er es formulieren) zumindest versucht zu erspüren, was der jüdische Dichter und Pädagoge gedacht, geglaubt, beweint, empfunden hat – wissend, wie fragmentarisch dies auch immer bleibt. In diesem Sinne leiht Helmut Homfeld seine Stimme – und lässt den Dichter zu seinem Wort kommen, ohne ihn zu verfremden.