Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau

Auschwitz, 9. Oktober 1996:

Von 9:00-12:30 Uhr begleitete uns eine Mitarbeiterin der Gedenkstätte durch das Stammlager. Weil an diesem Tag viele Schulklassen durch die Gedenkstätte geführt wurden, gab es die nötigen Informationen immer schon vor den Blocks. Wir gingen in Block 4 und 5, zur Todeswand und in Block 11.

Vernichtungslager Birkenau:

Von 14:00-17:30 Uhr führte uns die Mitarbeiterin auch noch durch Birkenau. (Welch verharmlosender Name!). Sie beantwortete uns jede Frage, geduldig und freundlich. Wir erfuhren manches, was wir noch nicht wussten, z.B. dass die Fertigstellung der Rampe erst am 16. Mai 1944 erfolgte. Sie sollte eine schnellere Vernichtung der über 400 000 Juden aus Ungarn ermöglichen. 200 Fotos (u.a. von der Rampe), alle an einem Tag entstanden, wurden in „Mittelbau Dora“ (Harz) gefunden.

Unser Weg führte an der Rampe entlang zum Frauenlager (bis 1943 war es Männerlager). An der Eingangsbaracke hatte die „Mädchenkapelle“ gespielt. In der Nähe der zerstörten Krematorien II und III wurde uns die Baracke des „Sonderkommandos“ gezeigt.

Vorbei an einem Asche-Teich gingen wir zum Internationalen Mahnmal für die Opfer des Faschismus, das zwischen den Ruinen dieser beiden Krematorien errichtet wurde. Die Größe der Auskleide-Räume und der Gaskammern, die unter der Erde lagen, lassen ahnen, wie groß die Zahl der täglich Vergasten gewesen ist!

Noch weiter führte unser Weg über „den größten Friedhof Europas“. Die Mitarbeiterin: „Die Asche der Toten ist über Felder und in Wälder verstreut, in Teiche geschüttet oder als Dünger verkauft worden“. Am Königsgraben vorbei, der vom Sonderkommando unter unvorstellbaren Bedingungen für die Entwässerung gebaut worden war, gingen wir zur zweiten provisorischen Gaskammer. Zunächst wurden die Leichen auf Scheiterhaufen oder in Gruben verbrannt. Am Wiesenrand stehen große weiße Holzkreuze und auf der Wiese weiße Sterne (magen-David), auch aus Holz.

Wir gingen zurück. Das Gelände zu beiden Seiten des Weges war sehr sumpfig. Es blühten noch Flockenblumen, u.a. Pflanzen. An der ehemaligen Sauna vorbei, gelangten wir zu den Ruinen der Krematorien IV und V. und zu einem weiteren Asche-Teich.
Die Eindrücke dieses Tages bleiben mir unvergesslich, zumal ich einige Menschen persönlich kennen gelernt habe, die diese Hölle erlebt und überlebt haben, unter Anderem zwei Frauen, die der Mädchenkapelle angehört haben.